Beschichtung auf Thermischen Trennungen
07.06.2021
05.07.2021 12:24:29
Schadensbilder

Beschichtung von Thermischen Trennungen in Profilen

Sehr häufig kommt es zu Beschwerden oder Reklamationen, wenn Verbunddämmstege, welche bei verschiedenen Systemhäusern eingesetzt sind, optisch nicht „sauber beschichtet“ sind oder es bei einer Beschichtung zu Abplatzungen kommt. Das bedeutet, dass es zu Ärger, vielen Rückfragen und unzufriedenen Kunden kommt.

Um hier etwas Wissen einzubringen sind folgende Punkte durch mich erfasst und veröffentlicht.

Wärmegedämmte Verbundprofile sind im Regelfall mit Dämmstegen aus glasfaserverstärktem Polyamid hergestellt. Die Profilhalbschalen sind aufgrund der thermischen Trennung mit diesen Stegen verbunden. Die Profile lassen sich nach allen gängigen Oberflächenverfahren der Aluminiumindustrie behandeln und werden als Oberflächenschutz und der optischen Wünsche bearbeitet. Dazu werden in der Regel bei Farbwünschen Pulverbeschichtungen in allen möglichen RAL Tönen durchgeführt. Die Beschichtung erfolgt durch eine Vorbehandlung der Profile in den Beschichtungsbetrieben. Diese werden anschließend elektrostatisch aufgeladen, damit das Farbpulver am Metall anhaftet. Anschließend wird das Farbpulver mittels einer Wärmebehandlung bei ca. 180°C eingebrannt. 

Bei der Pulverbeschichtung der Profile werden die Verbundstege im normalen Durchlauf mit gereinigt und mit Pulver beaufschlagt. Die Dämmstege nehmen jedoch keine Vorbehandlung wie die Aluminiumprofile an und sind nicht statisch aufladbar. Damit können die Dämmstege nach dem heutigen Stand der Technik nicht sicher beschichtet werden und gehen keine feste Verbindung mit dem Pulver ein. Dies bedeutet, dass zwar je nach Aufbindung der Profile beim Beschichten die Dämmstege mit Pulver beaufschlagt werden, jedoch keine feste Verbindung mit dem Dämmsteg erreicht wird, da weder die Vorbehandlung noch die elektrostatische Aufladung eine Haftung des Pulvers auf den Dämmstegen erzielt. 

Je nach Art der Aufbindung der Profile liegt auf den Dämmstegen Pulver, welches beim Einbrennvorgang reagiert und eine "Pulverschicht" auf diesen bildet. Diese Schicht ist nicht fest anhaftend und kann sich bei der Bearbeitung der Profile wie Sägen, Bohren, Fräsen etc. an den Bearbeitungskanten lösen und zu Abblätterung, Absplitterung führen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann aus den Dämmstegen beim Einbrennvorgang Feuchtigkeit austrocknen und in der "Lackschicht" auf den Dämmstegen zu "Blasenbildung" führen.

Bei Versuchen wurde festgestellt, dass eine Beschichtung auf den Dämmstegen erfolgen kann, wenn diese einen hohen Feuchtigkeitsanteil aufweisen. Dadurch erhöht sich die Pulverhaftung auf den Dämmstegen und bildet eine optisch homogene Schicht, welche eine gewisse Haftung aufweisen kann. Diese Schicht lässt sich jedoch auch bei mechanischer Bearbeitung ablösen und kann ebenfalls zu nachträglichen Ablösungen führen. 

Da die Dämmstege kein beschichtungsfähiges Material darstellen und nach dem Stand der Technik mit den üblichen Verfahren nicht beschichtet werden können, kann es zu Problemen bei Kunden kommen. Eine Gewährleistung für die Anhaftung und das Aussehen der Pulverbeschichtung auf den Dämmstegen kann nicht übernommen werden. Es wird da die Dämmstege im Normalfall keine Hauptsichtflächen sind keine besondere Anforderung daran gestellt.

Wenn entsprechende Anforderungen an die Oberfläche der Dämmstege gestellt werden, muss dies vor einer Beschichtung abgeklärt werden, um gegebenenfalls die Profile als Halbschalen zu beschichten und anschließend zu verbinden, nur dann ist gewährleistet, dass die Dämmstege im Originalzustand "schwarz" bleiben. Alternativ können bei bestimmten Profilgeometrien die Dämmstege vor der Oberflächenbehandlung abgeklebt werden. Die Stege sind ebenfalls in der Originalfarbe Schwarz. Die Behandlungen müssen vor einer Fertigung der Profile mit dem Profilhersteller (Systemgeber) vereinbart werden und sind mit erheblichen Mehrkosten verbunden. 

Klaus Kopp

Sachverständiger